Im Fanlager des 1. FSV Mainz 05 wurde die Verpflichtung von Maxim Leitsch durchaus mit Überraschung aufgenommen. Ja, nach den Abgängen von Jeremiah St. Juste und wahrscheinlich bald auch Moussa Niakhaté herrscht in der Innenverteidigung Handlungsbedarf. Der Transfer kam dann doch sehr plötzlich. Für Verein und Spieler ein sinnvoller Schritt - aber bitter für den VfL Bochum.
Denn der Klub verliert seinen Abwehrchef und absoluten Leistungsträger. Es ist die Kehrseite einer starken Saison, in der sich eben einige Spieler in den Fokus größerer Klubs gespielt haben. Leitsch geht zu Mainz, Zehn-Tore-Stürmer Polter soll sich mit Eintracht Frankfurt einig sein. Auch Armel Bella Kotchap und Gerrit Holtmann (Vertrag bis Sommer 2023) könnten noch folgen.
Viele Konkurrenten weiter mit finanziellem und sportlichem Vorsprung
Die Gründe dafür liegen nahe. Zum einen ist kein Geheimnis, dass es sich der, mit Blick auf seine finanziellen Möglichkeiten, nach wie vor im Tabellenkeller angesiedelte VfL kaum leisten kann, marktwertgerechte Millionen-Offerten auszuschlagen. Im Falle Leitschs soll es gar um eine Ausstiegsklausel gegangen sein, bei der der Verein dann ohnehin kein Mitspracherecht mehr hatte. Genauso können viele andere Klubs ihren Spielern natürlich auch mehr Gehalt bieten. Zum anderen sind die Bochumer eben der kleine Verein, der auch in der kommenden Saison gegen den Abstieg spielen wird.
Für Leitsch sei es nach seiner starken Saison "der richtige Schritt", wie er selbst sagte. Das ist nachvollziehbar und auch in den Sozialen Medien erntete der Bochumer Junge viel Verständnis für seine Entscheidung. Die meisten User dankten ihm für 14 Jahre im VfL-Trikot und auch Leitsch machte seine Dankbarkeit und Verbundenheit gegenüber dem Verein klar. Das hat er übrigens schon im Sommer 2021 getan, als er seinen ein Jahr später auslaufenden Vertrag bis zum Sommer 2023 verlängert hat. So kassieren die Bochumer nun Ablöse.
Mainz 05? Leitsch findet vielversprechende Bedingungen vor
Doch wieso Mainz 05? Nicht jeder VfL-Fan konnte den Schritt zu den Rheinhessen nachvollziehen. In Mainz findet Leitsch ein ähnlich ruhiges Umfeld wie in Bochum vor und trifft auf einige Teamkollegen aus der U21-Nationalmannschaft. Anton Stach ist in Mainz der Sprung in die DFB-Elf gelungen, Jonathan Burkardt liegt in Schlagdistanz.
Dazu hat Leitsch in Mainz beste Stammplatzchancen. Mit seinem Tempo ist er für die Innenverteidigerpositionen neben dem in der Dreierkette gesetzten Stefan Bell prädestiniert. Schließlich wäre da noch der sportliche Aspekt. Mainz spielte in dieser Saison lange um Europa mit, verzockte Platz sieben dann aber kurz vor dem Saisonendspurt. Nach der katastrophalen Hinrunde 2020/21 ist unter Trainer Bo Svensson etwas entstanden. Leitsch ist nun der nächste Baustein.
Dem VfL Bochum bleiben Medienberichten zufolge drei Millionen Euro Ablöse und die Gewissheit, wieder einen Profi aus dem Talentwerk herausgebracht zu haben. Immerhin: Leitschs Nachfolger steht schon in den Startlöchern. Erhan Masovic hat nach seiner guten Saison Startelfambitionen. Dennoch wird Sportdirektor Sebastian Schindzielorz, genau wie im vergangenen Saison, wieder ein paar günstige Transfer-Treffer landen müssen. Doch auch um ihn gibt es Abwanderungsgerüchte. Wie es eben ist, wenn kleine Vereine erfolgreich sind.